Montag, 31. August 2009

Freitag, 28. August 2009

Ursache und / oder Wirkung

Beim Erkennen von Zusammenhängen frage ich mich oft was die Ursache und was die Wirkung ist. Dies gilt in mehrerer Hinsicht.
Zum einen bei Gefühlen. Habe ich ein komisches Gefühl, das etwas schief geht weil ich es vorausschauend erahne oder geht es schief, weil ich das negative Gefühl habe.
Ebenso bei Ereignissen. Ganz extrem zeigt sich dies in meinem Leben bei Partnerschaften. Es gibt einen Teil in mir, der der Überzeugung ist, dass es in einer Partnerschaft auch um Auseinandersetzung und Wachstum geht und es wenige Gründe für eine Trennung gibt. Ein Grund für eine Trennung ist Untreue. Und so ist es für mich wenig verwunderlich, dass dies auch typischerweise der Trennungsgrund in meinen Beziehungen war. Die Frage, die sich für mich stellt ist: Gehe ich aufgrund der Untreue oder erschaffe ich mir diese um gehen zu können? Ist nun die Treue die Ursache der Trennung oder hatte ich mich getrennt und die Untreue war die Wirkung?

Dienstag, 25. August 2009

Fallbeispiel Coaching zum Thema Aggression und Autoaggression

Das folgende Fallbeispiel von Herrn Konrad basiert auf einem realen Fall aus meiner Praxis, der Name ist frei erfunden.

Telefonisches Vorgespräch

Anlass: Depressionen, Aggressionen, Autoaggressionen.

Herr Konrad ist seit 2 Jahren wegen Depressionen in einer Gesprächstherapie, die in 6 Wochen abgeschlossen sein wird. Die Therapie gestaltete sich folgendermaßen: Herr Konrad erzählte wie es ihm ging und was in der Vorwoche passiert ist. Seiner Meinung nach seien die Depressionen besser geworden – Aggressionen und Autoaggressionen sind unverändert. Aus diesem Grund will er mit mir als Coach zu den Themen Aggression und Autoaggression arbeiten. Wir vereinbaren einen Termin.

Erstgespräche

Herr Konrad wiederholte, was er bereits im telefonischen Vorgespräch erzählte und betonte, dass diese Situation für ihn sehr qualvoll sei, da er oft impulsiv und aggressiv reagiere und keine Handlungsalternative hat. Aus seiner Angst vor Ablehnung vermeidet er neue Beziehungen, da er glaubt, dass niemand mit seiner Aggressionen umgehen kann. Ich schlage Herrn Konrad vor, dass wir uns zunächst einmal pro Woche und später alle zwei Wochen treffen.

Herr Konrad lehnt seine Aggressionen und ähnlichen Gefühle wie Wut inzwischen in so starker Form ab, dass er zeitweise davon bestimmt wird und nicht mehr offen für etwas anderes ist. Die Ablehnung der Aggression führt zur Autoaggression. D.h. wenn Herr Konrad sich aggressiv verhält, treten Schuldgefühle auf, die zu autoaggressiven Handlungen führen. Herr Konrad hat einerseits ein aufbrausendes Temperament, was sich auch hin und wieder in den Sitzungen zeigt. Andererseits reicht meistens bereits eine mitfühlende Frage oder ein mitfühlender Kommentar, dass er wieder ruhig und gelassen ist. Außerdem hat Herr Konrad ein großes Bedürfnis zu verstehen – dies zeigt sich deutlich in seinen Fragen, die er sich und mir stellt. In den weiteren Gesprächen erzählte Herr Konrad, dass das Büro indem er arbeite von einem anderen übernommen wurde. Der neue Geschäftsführer sei der Auffassung, dass jemand in seiner Position jederzeit, d.h. auch abends und an Wochenenden, für Firmenaufgaben zur Verfügung stehen müsse, was ihn richtig wütend mache. Allerdings habe er Angst vor Entlassung,

Ziel

Als Coach verstehe ich meine Arbeit nicht als wegmachen von Gefühlen eher als Reduzierung und als Umgang mit Gefühlen.

Vorgehensweise

Ø Durch Fragen erarbeiteten wir als Ziel unserer Arbeit nicht das Wegmachen der aggressiven Gefühle, sondern eine Reduzierung und einen guten Umgang damit. Außerdem eine deutliche Reduzierung der Autoaggressionen.

Ø Wir arbeiten Konzepte aus, die ihm helfen

o generell ruhiger zu sein lassen und

o In stressigen Situationen gelassener zu sein

Ø Wir arbeiten daran, die Vorteile seiner Aggressionen zu erkennen, wodurch

o mehr Selbstakzeptanz entsteht und

o der anstrengende Kampf aufhört, seine unerwünschten Gefühle verdrängen zu müssen.

Ø Da sich Herr Konrad im Laufe der Sitzungen als sehr reflektionsfähig herausstellt und gleichzeitig ein großes Bedürfnis hat zu verstehen, integriere ich nach und nach den Blick auf die Vergangenheit als einen Teil der Ursache für seine Situation. Um dann eigenverantwortlich den Fokus auf die Lösungen zu richten.

Methoden

1. Im Laufe der Sitzungen und ergänzend durch „Hausaufgaben“ entsteht eine Liste von Möglichkeiten, die Herrn Konrad in eine friedliche Stimmung bringen.

a) kompensatorische Aktivitäten, die präventiv wirken:

* körperliche Aktivitäten, wie Laufen und Boxen
* Hobbys, wie Gitarre spielen und Musik hören

b) „Notfall-Aktivitäten“ abhängig vom Umfeld, wie beispielsweise

* Atemübungen
* Verbalisieren der Wut

c) Es entsteht eine Liste anhand der Herr Konrad präventiv erkennt, dass sich Aggressionen anbahnen. Dies ermöglicht ihm, vor Auftreten der intensiven Gefühle gegensteuern zu können.

2. Parallel arbeiten wir an der Selbstakzeptanz – insbesondere an der Akzeptanz von Gefühlen wie Wut und Aggression. Wir erarbeiten eine Liste von Vorteilen, die diese Gefühle mit sich bringen (z.B. was wäre, wenn es diese Gefühle nicht gäbe). Es stellt sich beispielsweise heraus, dass Herr Konrad keine Grenzen setzen kann und die aggressive Reaktion als eine Art Grenzsetzung dient. Diese Liste bringt Herrn Konrad in Frieden mit diesen Gefühlen.
3. Das Herstellen von Zusammenhängen aus der Kindheit und generell der Vergangenheit und der Gegenwart erleichtert Herrn Konrad sehr. Es unterstützt das Verständnis und Mitgefühl für sich selbst und fördert die Selbstakzeptanz.

Resultate

Herr Konrad ist nach eigenem Empfinden wesentlich gelassener geworden und kommt inzwischen immer seltener in Situationen, in denen er aggressiv reagiert. Selbst wenn er aggressiv reagiert, bleiben im Regelfall die bisherigen Schuldgefühle weg, sodass es dann zu keinen autoaggressiven Handlungen kommt. Im Job setzt er inzwischen Grenzen, besonders bei Arbeitszeiten und anderen Anforderungen, die für ihn nicht akzeptabel sind. Auch innerhalb von persönlichen Beziehungen gelingt es ihm immer häufiger, Grenzen zu setzen und seine Interessen zu vertreten.

Herr Konrad berichtet weiter, dass er sich durch diese Veränderungen wieder mehr für Beziehungen öffnet – auch für Beziehungen zu Frauen. Außerdem hat er weniger Angst und mehr Freude und Selbstbewusstsein im Leben.

Ich nehme aus meiner Sicht ähnliche Veränderungen bei Herrn Konrad wahr.

Anschließende Vorgehensweise

Herr Konrad ist von den Ergebnissen und Möglichkeiten meiner Arbeit überzeugt und möchte an folgenden Themen weiterarbeiten: Job und Jobwechsel, was vor allem folgende Punkte beinhaltet:

Ø :Lernen noch mehr zu sich und seinen Interessen zu stehen in seinem jetzigen Job – trotz Angst vor Konsequenzen / Entlassung

Ø Seine Angst vor einer Führungsposition zu verlieren

Ø Parallel weiter sein Selbstbewusstsein zu stärken und seine Reflektionsfähigkeit