Montag, 8. August 2011

Werte - Ethik oder Moral?

Hierfür möchte von einer Erfahrung aus einem Seminar berichten, an dem ich vor vielen Jahren teilgenommen habe.
Wir hatten die Aufgabe unsere Werte zu definieren. Dafür bildeten wir Zweiergruppen und erzählten unseren Übungspartner jeweils unsere Werte, die der andere für uns aufschrieb. Die Werte hatte ich schon in vielen Seminaren aufgeschrieben - allerdings immer in Einzelarbeit. Nachdem ich meiner Werte meinem Übungspartner erzählt hatte, erzählte nun mein Übungspartner mir seine Werte. Als ersten und wichtigsten Wert bezeichnete er "Ehrlichkeit". Es durchzuckte mich als hätte ich das erste Maletwas verstanden. "Ehrlichkeit" ist auch ein wichtiger sogar sehr wichtiger Wert für mich. Dennoch hatte ich "Ehrlichkeit" in keinster Weise erwähnt, als ich zuvor meine Werteliste erstellt hatte. Ehrlichkeit ist für mich ein Wert, der selbstverständlich in meinem Leben ist. Nicht nur selbstverständlich für mich, sondern auch in meinen Erfahrungen mir gegenüber. Ich fühlte mich in meinem Leben nicht belogen. Ich wusste aber, dass mein Übungspartner schlechte Erfahrungen in seinem Leben mit dem Thema "Ehrlichkeit" hatte. Unter diesem Gesichtspunkt schaute ich mir später noch einmal meine Werteliste an und stellte fest, dass die Werte, die ich betont hatte meist mit schlechten Erfahrungen in meinem Leben in Zusammenhang standen. Anscheinend wollte ich mich mit der Sicherstellung dieser Werte davor schützen, ähnliche schlechte Erfahrungen zu wiederholen. Alle Werte, die ich einfach nur selbstverständlich in mir trage und die mit keinen schlechten Erfahrungen in Zusammenhang stehen, brauchte ich anscheinend nicht zu erwähnen.

Sonntag, 7. August 2011

KOLUMNE: Sie fragen ... Heike Behr antwortet


Sie fragen:
Mein 17-jähriger Sohn geht absolut respektlos mit mir um. Er mault mich
an, beschimpft mich oder entzieht sich. Jeder Versuch, mit ihm darüber
zu reden, endet in weiterem Streit. Wie kann ich ihm beibringen,
respektvoller mit mir umzugehen?

Heike Behr antwortet:
Lieber Leser, für mich stellt sich die Frage, ob du mit der Respektlosigkeit deines Sohnes im Frieden bist oder sie ablehnst. Ob man einem Pubertierenden, der im Kampf mit sich selbst und dem Rest der Welt ist, Respekt beibringen kann, weiß ich nicht. Aber ich weiß, dass es möglich ist, dass es dir mit seinem Verhalten gut geht. Was nicht bedeutet, sein Verhalten gut zu heißen oder zu schweigen, sondern zu sagen, was man zu sagen hat - auch um für sich selbst Einzustehen und dennoch einen Weg zu finden, das eigene Wohlbefinden unabhängig vom Verhalten des Sohnes zu machen.

Hilfen um trotzdem im Frieden zu sein und das eigene Wohlbefinden unabhängig vom Verhalten des Sohnes zu machen:
1. Mitgefühl mit deinem Sohn - natürlich auch mit dir selbst
2. Annehmen was ist. Das bedeutet nicht notwendigerweise es gut zu finden, sondern es zu akzeptieren. Annehmen ist nicht zu verwechseln mit Resignation. Es bedeutet im Frieden zu sein, mit dem was ist.
3. Selbstverantwortung dafür, wie es dir geht und wie du dich mit dem Verhalten deines Sohnes fühlst. Dein Sohn ist zwar für sein Verhalten, aber nicht für deine Gefühle verantwortlich.
Falls du eines der drei Punkte für dich nicht möglich ist, gilt es die Ursachen zu erkennen. Beim Erkennen von Hintergründen und Zusammenhängen braucht man manchmal Unterstützung, z.B. einen Partner, einen Freund oder einen Coach.