Donnerstag, 8. Oktober 2009

Zen Geschichte - Das Leben annehmen, wie es ist

Eine Zen Geschichte aus dem Osho Tarot:

Es geht darum, das Leben so anzunehmen, wie es ist. Nimmt man es an, verschwinden die Wünsche. Nimmt man das Leben, wie es ist, dann verschwinden Spannungen, dann verschwindet Unzufriedenheit. Wenn man es annimmt, wie es ist, beginnt man sich sehr zu freuen, und das ohne jeden Grund!

Solange Freude einen Grund hat, währt sie nicht lange. Freude, die man ohne jeden Grund verspürt, wird ewig währen.

Diese Geschichte trug sich in Japan im Leben von Rengetsu zu, einer hoch geachteten Zen-Anhängerin. Es gibt nur wenige Frauen, die im Zen zur höchsten Wahrheit gelangt sind; Rengetsu ist eine ihnen.

Sie war auf einer Pilgerreise und kam bei Sonnenuntergang in ein Dorf, wo sie um Unterkunft bat. Doch die Dorfbewohner schlugen ihr die Tür vor der Nase zu. Sie waren wohl traditionell und gegen Zen eingestellt. Zen ist so revolutionär, so rebellisch, dass es traditionellen Menschen sehr schwer fällt, es anzunehmen. Wer es annimmt, wird transformiert; wer es annimmt, geht durchs Feuer und wird nie wieder derselbe sein. Traditionelle Menschen waren schon immer gegen alles, was an der Religion echt ist. Tradition ist das Unechte an der Religion. Es lebten also in diesem Dorf wahrscheinlich traditionelle Buddhisten, die Rengetsu keine Bleibe im Dorf geben wollten und sie hinauswarfen.

Die Nacht war kalt und die alte Frau ohne Bleibe, und sie war hungrig. Sie musste einen Kirschbaum auf dem Felde zu ihrem Dach machen. Es war wirklich kalt, so dass sie nicht gut schlief. Und gefährlich war es auch – wilde Tiere und alle möglichen Geräusche… Um Mitternacht wachte sie auf – sie fror erbärmlich – und erblickte über sich im Nachthimmel die vollends geöffneten Kirschblüten, die dem verschleierten Mond zulächelten. Überwältigt von dieser Schönheit stand sie auf und verbeugte sich mit folgenden Worten in Richtung des Dorfes:

Da sie so freundlich waren, mir die Unterkunft zu verweigern, fand ich mich unter Blüten wieder in der Nacht des verschleierten Mondes.

Sie verspürt echte Dankbarkeit. Aus tiefstem Herzen dankt sie den Leuten, die ihr die Unterkunft verweigert hatten, da sie sonst unter einem gewöhnlichen Dach geschlafen und diesen Segen versäumt hätte – diese Kirschblüten und ihr Wispern unter dem verschleierten Mond, diese Stille der Nacht, die tiefe Stille der Nacht. Sie ist ihnen nicht böse, sie nimmt es an. Und sie nimmt es nicht nur an, sondern sie begrüßt es, sie ist dankbar.

Ein Mensch wird augenblicklich zum Buddha, wenn er alles, was das Leben bringt, mit Dankbarkeit annimmt.

1 Kommentar:

  1. Sehr verehrte Frau Behr,
    ich will darauf hinweisen, dass Rengetsu keine Anhängerin des Zen war. Sie wuchs im Chion-in als Adoptivtochter eines Klosterbeamten auf. Ihre Erziehung entsprch einer kultivierten Tradition und heiratete früh. Dann verlor sie zwei Ehemänner und fünf Kinder. Später wurde sie in Chinko-in ordiniert. Der Chion-in (Kyoto) ist der Haupttempel der Jodo-shu (Reines Land). Sie verliess das Kloster um als Künstlerin zu leben. Schon zu ihren Lebzeiten war sie berühmt und für ihre Kunst (Keramik, Kalligraphie, Dichtung) hoch geschätzt. Die letzten zehn Jahre ihres Lebens verbrachte sie im Jinko-in, der zur Shingon Tradtion (esoterischer Buddhismus) gehört.
    Sie war sozial und emotional sehr elastisch und flexibel. Das verdient uneingeschränkte Anerkennung, hat aber mit Zen direkt nichts zu tun.

    Mit freundlichen Grüssen
    Thomas Bachmann
    TB@BachmannEckenstein.com

    PS
    Was die Anekdote angeht, so ist sie zwar schön und wertvoll. Im Nachhinein aus dem Gedicht aber eine biographische Begebenheit abzuleiten, ist doch etwas übertrieben.

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